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Gemeinschaftsforum der Schachschule Leipzig und der BSG Grün-Weiß Leipzig e.V. » SCHACHSCHULE LEIPZIG » Informationen der Schachschule Leipzig » 2. Deutscher Schulschachkongress in Erfurt (6. bis 8.11.2009) » Hallo Gast [anmelden|registrieren]
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Sven Sorge
Admiral




Dabei seit: 12.08.2004
Beiträge: 2471

2. Deutscher Schulschachkongress in Erfurt (6. bis 8.11.2009) Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       IP Information Zum Anfang der Seite springen

Die letzten drei Tage verweilte ich in Erfurt zum 2. Deutschen Schulschachkongress. Es gab nicht nur eine Menge an nützlichen Informationen und Neuigkeiten sondern auch gleichzeitig Gelegenheit, mit einer Vielzahl bekannter Schachtrainer ins Gespräch zu kommen.

Der Freitag-Abend begann mit einer Podiumsdiskussion, unter anderem zwischen Vertretern der Deutschen Schachjugend (Geschäftsführer Jörg Schulz und Schulschach-Referentin Kirsten Siebarth), Schulleitern aus Hamburg und Raesfeld, welche Schach in den Schulen als Schulfach erfolgreich installiert haben und sich hierbei an die Ergebnisse der Trierer Schulschachstudie orientieren. Viele postive Effekte, besonders aber den Bildungswert des Schachs, die schon in der Studie zum Tragen kamen, konnten auch die Schulen bestätigen.
Weiterhin wurde auch angeschnitten, dass die DSJ zahlreiche Lehrer und Hortner mittels Deutschem Schulchachpatents ausbilde. Hier gab es jedoch sehr unterschiedliche Auffassungen über die Qualität und des erreichten Bildungsstatus. Denn das Schach unkundige Lehrer gute Pädagogen sind (was im Regelfall außer Frage steht) macht sie binnen eines Wochenendlehrgangs nicht gleichzeitig zu guten Schach-Lehrern. Hierbei kam mir der Anspruch der Ausbildung und des Unterrichts im Ganzen viel zu kurz. Um Kinder an Schach im Rahmen einer AG heranzuführen, mag dies sicher (vorerst) genügen. Doch zu glauben, ein Schulschachpatent über ein Wochenende macht aus einem Schachlaien einen Lehrer, dass dieser Schach an Schulen derart kompetent unterrichten kann, dass man hierfür eine Mathe-Stunde opfert, ist sicher Unsinn. Hier wird seitens der DSJ Augenwischerei betrieben, denn kein Elternteil kann tatsächlich wollen, dass sein Kind von einem Lehrer unterrichtet wird, der selbst weniger Wissen in einem Fach besitzt, als das (Grund-)Schulkind. Für meine Begriffe klaffen hier Anspruch und Wirklichkeit sehr weit auseinander, obgleich man das Engagement zahlreicher Lehrer für Schach (auch hinsichtlich eigener Weiterbildung) nicht hoch genug einschätzen kann.

Am Samstag fanden mehrere Workshops statt. Die (für mich) attraktivsten habe ich herausgesucht. Zum einen berichtete das Duo Christian Goldschmidt und Azizollah Sohrabi über die Entstehung der Dortmunder Schachschule (Brackeler Lehrgang) und der Situation im Schulschach in Dortmund. Die Situation in dort ist vergleichbar mit der in Leipzig. Dort hat sich die Schachschule zwar schon seit mehr als 10 Jahren etabliert und und weist sehr große Erfolge auf, doch auch im Ruhrpott stößt man immer noch auf Grenzen und Probleme bei der Gewinnung von Schachlehrern. Bemerkenswert auch dort die Zusammenarbeit mit dem Schachverein, den Schachfreunden Brackel, die mehr als 170 Mitglieder, davon über die Hälfte Kinder und Jugendliche aufweisen.
Dennoch ist Schach dort etablierter. In 50 von 90 Dortmunder Grundschulen wird Schach gelehrt.

Ein weiterer interessanter Workshop wurde von dem Initiator der PC-Reihe FRITZ UND FERTIG geleitet. Björn Lengwenius stellte dabei Einsatzmöglichkeiten der berühmten und anderkannten Lernsoftware im Unterricht sehr anschaulich dar. Interessant auch die methodischen Elemente, die in diese Programmreihe einflossen, denn nahezu jeder Spielstation liegt ein schachliches Element zugrunde.

Highlight war aber sicher (zumindest aus meiner Sicht) die Vorstellung des Stappenmethode (auch Stufenmethode) des ehemaligen niederländischen Nationaltrainers Cor van Wijgerden. Wohl kaum ein Lehrmatierial besitzt eine derartige Tiefengründigkeit wie diese, die in den Niederlanden schon 15 Jahre das Aushängeschild der holländischen Nachwuchsschule ist und mittlerweile vielfach weltweit übersetzt wurde. Ergänzt wird dieses Lehrwerk auch um eine höchst effiziente Lernsoftware, welche mit Sicherheit auch in unseren Schachschulkursen in Kürze zum Einsatz kommen wird.

Natürlich bot dieser Schulschachkongress auch zahlreiche Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch mit der Schulschachsituation in anderen Bundesländern. Sogar aus Österreich präsentierte eine Schule ihre Arbeit.
Am Samstag-Abend hatte ich dann nochmals in einer 3er Runde die Gelegenheit in entspannter und ruhiger Atmosphäre mit Cor van Wijgerden zu sprechen und zahlreiche Informationen auszutauschen. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang: Durch die Zusammenarbeit mit dem Pädagogen und Psychologen Rob Brunia, der leider 2005 viel zu früh verstarb, wurde dieses Lehrmaterial auch didaktisch und methodisch als Grundlage für die Arbeit an Schulen entwickelt. An dieser Stelle ließe sich noch viel schreiben, denn der Input dieses Gesprächs, das schließlich erst gegen Mitternacht nach 6 Stunden ein Ende fand, war gigantisch und gewiss wird in naher Zukunft auch bei uns verstärkt mit der Stappenmethode geaerbeitet.

Wer fragen dazu hat, kann sich gern an mich wenden. Die Lernsoftware wird jedenfalls in Kürze auch im Verein Einzug halten.

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MfG
Sven Sorge



"Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird." (Winston Churchill)

08.11.2009 17:53 Sven Sorge ist offline Email an Sven Sorge senden Homepage von Sven Sorge Beiträge von Sven Sorge suchen Nehmen Sie Sven Sorge in Ihre Freundesliste auf
BSG Schachpapa
Schiffsmaat




Dabei seit: 23.06.2008
Beiträge: 230

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Donnerwetter, das muss ja ein richtig konstruktives Weekend gewesen sein. Wie muss man sich das denn vorstellen, dass da plötzlich ein Nationaltrainer da ist?

12.11.2009 00:05 BSG Schachpapa ist offline Beiträge von BSG Schachpapa suchen Nehmen Sie BSG Schachpapa in Ihre Freundesliste auf
Frank
Landei zu Gast an Bord


Dabei seit: 30.03.2007
Beiträge: 144

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Hier noch zwei Berichte vom Kongress:

http://www.chessbase.de/nachrichten.asp?newsid=9759

http://www.schachbund.de/chronik/2009/sc...ress/index.html

15.11.2009 09:58 Frank ist offline Email an Frank senden Beiträge von Frank suchen Nehmen Sie Frank in Ihre Freundesliste auf
Sven Sorge
Admiral




Dabei seit: 12.08.2004
Beiträge: 2471

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Guter Bericht, der aber wieder die mir aufgefallene Augenwischerei betreibt:

Zitat:
Von der Podiumsdiskussion gingen folgende Forderungen aus:

· die Trierer Schachstudie stärker zu nutzen im Dialog mit den Kultusbehörden,
· zu versuchen Schach in die Lehrerausbildung zu bekommen,
· einen Lehrplan für das Schulfach Schach zu erarbeiten,
· die Ausbildung zum Schulschachpatent so zu steigern, dass langfristig ein Patentinhaber in jeder Schule mit Schach aktiv ist.


Man kann nicht Schach im Unterricht für eine Mathestunde einführen (wie in Trier), aber Schach dann von Lehrern unterrichten lassen, die gerade mal ein Wochende lang darin eine Ausbildung hatten. Gemeint ist das Schulschachpatent, das hier als große Lösung gefeiert wird. Das ist Unsinn!
Man muss immer unterscheiden, was ein Lehrer mit seinem Schachangebot erreichen will/soll. Geht es (zunächst) um die bloße Heranführung von (Grund-)Schülern an das Schachspiel, so reicht das anfangs aus. Hier müssen spätestens nach Erlernen der Regelkunde aber Kooperationspartner wie Schachvereine oder private Schachschulen herangezogen werden. Nur um es zu verdeutlichen: Das Schulschachpatent geht über ein Wochenende (Sa/So) und beinhaltet neben der Gangart der Figuren allenfalls Lehrinhalte wie Gabel, Spieß, Treppenmatt. Es geht also nur um die Vermittlung eines einfachsten Grundlagenwissens.
Soll aber Schach den Anspruch haben, im Unterreicht als Lehrfach eingesetzt zu werden oder gar eine Mathe- bzw. Deutsch-Stunde zu ersetzen, so darf das niemals von einem Schul-Lehrer, Papa oder Opa unterrichtet werden, der lediglich die minimalsten Anforderungen selbst kann.
Es muss folglich ein Anspruch geschaffen werden, der folgende Dinge berücksichtigt:
- Anforderung an das Lernziel, somit
- Anforderung an die Qualität des Unterrichts somit
- Anforderung an die fachliche Qualifikation des Schachlehrers.

Es gab auch eine Diskussion, wie hoch letztere sein sollte. Der Schachlehrer, der im Unterricht aktiv wird, sollte dabei mindestens Vereinsspielerstärke besitzen, also ca. DWZ 1200. Das reicht für Grundschüler gewiss aus, denn es ist kein Lernziel, Kader- oder Leistungsspieler zu entwickeln. Das muss dann im Verein erfolgen.

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MfG
Sven Sorge



"Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird." (Winston Churchill)

15.11.2009 10:44 Sven Sorge ist offline Email an Sven Sorge senden Homepage von Sven Sorge Beiträge von Sven Sorge suchen Nehmen Sie Sven Sorge in Ihre Freundesliste auf
Frank
Landei zu Gast an Bord


Dabei seit: 30.03.2007
Beiträge: 144

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Ich halte das Schulschachpatent als Legitimation für die Durchführung von Schachunterricht ebenso für Unsinn wie das Starre Festhalten an DWZ-Zahlen für den Lehrer (wobei mir die genannte Spielstärke von 1200 DWZ deutlich zu gering erscheint, da der Lehrer zumeist mehrere Fragen von Schülern in kurzen Zeitintervallen beantworten muss). Ich vermute aber, dass bei der ganzen Entwicklung der Kostenfaktor, sowie der Einfluss der DSJ einen entscheidenden Einfluss haben wird.

15.11.2009 14:16 Frank ist offline Email an Frank senden Beiträge von Frank suchen Nehmen Sie Frank in Ihre Freundesliste auf
Sven Sorge
Admiral




Dabei seit: 12.08.2004
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Das Problem ist letztlich, dass die Schachlehrer für einen qualitativ hinreichenden Unterricht selbst deutlich über dem Stoff stehen müssen. Ich will das auch nicht an einer DWZ festmachen, denn wie will man denn passive Spieler messen?
Christian Goldschmidt aus Dortmund-Brackel meinte dazu in Bezug auf deren Schachlehrgang, dass die Lehrer die Diplomprüfungen erst einmal selbst absolvieren müssen. Läuferdiplom ist im Grunde Pflichtprogramm.
Die DSJ betreibt aber hier eine Werbekampagne, die auch ein anderes Ziel verfolgt, nämlich Massenwirksamkeit. Es gab und gibt nicht wirklich Anspruch, die Qualität an den Schulen hochzuhalten. Andererseits muss man aber auch Argumente akzeptieren, die dahin gehen, wer denn den Anspruch wie zu definieren hat bzw. wo Qualität beginnt oder wo es nur um Masse geht.

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MfG
Sven Sorge



"Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird." (Winston Churchill)

15.11.2009 17:25 Sven Sorge ist offline Email an Sven Sorge senden Homepage von Sven Sorge Beiträge von Sven Sorge suchen Nehmen Sie Sven Sorge in Ihre Freundesliste auf
 
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