|
Sven Sorge
Admiral
Dabei seit: 12.08.2004
Beiträge: 2471
|
|
|
28.04.2012 16:51 |
|
Sven Sorge
Admiral
Dabei seit: 12.08.2004
Beiträge: 2471
|
|
Dann wollen wir mal zu einem Bericht starten. Ich werde mich zunächst auf Chemnitz beschränken, wo ich vor Ort war. Torsten hielt mich telefonisch aus Dresden auf dem Laufenden.
Zunächst einmal noch unser Dank an die Chemnitzer Ausrichter der USG, insbesondere Rainer Kutscha, der in der Mensa der TU für sehr gute Bedingungen sorgte. Für eine Imbissversorgung war der in 5 Minuten zu Fuß erreichbare Hauptbahnhof ideal. Die Kinder konnten zwischen den Runden auch auf dem Campus der Uni gefahrlos herumtoben und so für den nötigen Bewegungsausgleich sorgen. Weiterhin super, dass beide Chemnitzer Teams sowie der TuS Coswig einer Spielverlegung auf 9:30 Uhr zustimmten. Das machte die Anreise doch entspannter. Wenn die A72 von Leipzig nach Chemnitz denn endlich mal fertig wird nach gefühlten 30 Jahren Bauzeit, dann wird auch das einfacher.
Zum Sportlichen: Die Vorbereitungen für unsere Mannschaft liefen intensiv. Die SEM bot genügend Material, um den einen oder anderen Gegner zu studieren. Es war klar, dass wir mit unseren U8-Zwergen seit Oktober 2011 intensiv und sehr gut gearbeitet hatten. Doch würde diese junge Mannschaft nun dem Leistungsdruck der Top-Mannschaften der anderen Bezirke und den Strapazen des langen Wettkamptages standhalten? Immerhin verfügen die Gegnerteams über wesentlich mehr Turniererfahrung und Routine. Die aufgrund des höheren Alters zweifelsohne besseren physischen Voraussetzungen führen natürlich auch zu einer deutlich größeren Wettkampfhärte. Zudem fehlte unser Stamm-Brett 1 mit dem SEM-Dritten U8 Noah Rose. Diese Sachen galt es mit Konzentration und Wissen auszugleichen. Hilfreich war dabei gewiss auch die Rolle des Underdogs.
In Runde 1 ging es gegen Coswig. Viel wussten wir nicht über diese Mannschaft, wobei Wilhelm von Koslowski als SEM-Sechster zu den Spitzenkräften der U10 gehört. Zudem nominierte der TuS (fast standardmäßig) einen "Vorstopper" in der Stammbesetzung, das kennt man von den Coswigern aus den vergangenen Jahren. In Chemnitz verzichteten sie aber auf dessen Aufstellung, so dass unsere Vorbereitungen nicht ganz trafen. Jannes, der den fehlenden Noah würdig vertrat, machte seine Sache zunächst sehr gut. Zwar traf er nicht unbedingt die allerbesten Züge, die die Eröffnungstheorie vorschlägt. Das war aber auch nicht nötig, denn mit Weiß gegen "Skandinavisch" kann man das durchaus auch verkraften. Er kam dennoch in leichten positionellen Vorteil, weil auch sein Gegner mit dem guten weißen Eigenbau nicht viel anfangen konnte und schematisch reagierte. Aaron kam zu Beginn ebenfalls positionell in Vorteil. Das sah richtig gut aus, denn es bahnte sich ein Angriff auf den weißen König an. Laurin versemmelte dagegen früh eine Figur, verlor weitere Bauern. Zwar kämpfte er weiter, doch der Gegner ließ nichts anbrennen und sorgte früh für das 1:0 für Coswig.
Alex lieferte sich mit seinem Gegner eine seltsame Partie. Alles schien (Zitat Alex) "zugerammelt". Dabei hatte er einige Drohungen zu überstehen, fand aber gute Lösungen. Als der Gegner seinen König aber weiter entblößte, schlug Alex mit einem Figurenopfer zu. Es brannte die Luft auf dem Brett, denn auch sein König wankte.
Unterdessen fehlten Jannes dann doch sichtbar die Mittel, um gegen seinen starken Gegner die Stellung auszubauen. Zunächst verlor er einen Bauern, dann tappste er in eine clevere Falle und verlor Turm gegen Läufer. Das kostete auch die Moral, denn das 0:2 kam dann schnell. Aaron versuchte sich weiter sehr (zu) optimistisch mit Angriffen über die f-Linie und ging sehr sorglos mit seinen starken Zentrumsbauern um. Drei Stück ließ er sich ungehindert verhaften, denn er hatte die Stellung falsch eingeschätzt und glaubte an einen Mattangriff. Der schlug aber nicht durch. Stattdessen blies er nun zum Diebstahl der verlorenen Bauern auf der anderen Seite. Das schien auch zu gelingen, doch wieder übersah er, dass der Gegner in dieser Zeit selbst ein Mattnetz aufzog, aus dem es kein Entrinnen mehr gab - 0:3! Schade. Und Alex? Er lüftete mehr und mehr den gegnerischen König, ließ sich diesmal auch richtig Zeit beim Berechnen der Stellung, denn das war nicht einfach und sehr gefährlich. Am Ende fand er die richtigen Züge und gewann. Wenigstens 1:3. Die Moral war aber vorrübergehend etwas angekratzt.
Dass das Stadtderby der Chemnitzer zwischen USG und CSC länger dauerte, war gut so. Zeit für unsere Kinder, auf dem Hof abzuschalten und diese Niederlage zu vergessen. Dann wartete der CSC, der überraschend die USG Chemnitz (immerhin Bezirksmeister) zuvor klar 3,5:0,5 geschlagen hatte. Soviel war klar: Die kommen mit breiter Brust! Wir änderten diesmal unsere nahezu gleichstarken Spieler etwas um. Alex, unser Siegspieler und auch Jannes blieben bei weiß, Aaron und Laurin wieder auf Schwarz, da sind sie sicher.
Das Spiel begann und es tat sich erst einmal nicht viel. Es herrschte Ausgeglichenheit auf allen vier Brettern. Doch dann ging's schnell. Laurin nahm sich die Kritik nach dem unglücklichen 1. Spiel an und spielte diesmal wesentlich aufmerksamer. Der 6-jährige zog einen schönen Angriff auf, der ihm deutliche Vorteile bescherte. Es dauerte auch nicht lange, bis er diese verwertete - 1:0!
Auch Alex kam stark ins Spiel und Aaron spielte wieder mit viel Mut zum Angriff, diesmal aber zum Glück (etwas) besorgter um seine Bauern. Das sollte noch wichtig werden. Jannes hielt materiell Gleichgewicht, stand aber positionell sehr stark auf Angriff. Auch das sah sehr gut aus. Der Optimismus, das Mannschaftspiel zu gewinnen, stieg. Geht da vielleicht tatsächlich was? Antwort: Ja! Und wie...
Auf Alex Brett brannte wieder die Luft und er roch den Braten. Zwar war auch sein König wieder in höchster Not (es drohte auch Matt gegen ihn und einer seiner Türme stand kurz vor einem "Platzverweis"), aber er behielt die Ruhe, lief zur Hochform auf und machte eines seiner zwei besten Spiele, die wir von ihm bisher gesehen haben. Während alle Zuschauer und Trainer rechneten, ob er denn das Matt abwehren oder selbst weiter auf Angriff spielen sollte, fokussierte er sich minutenlang auf den Gegner und rechnete. Dann ging es im Galopp mit einer beeindruckenden Sicherheit los. Die ersten drei Züge waren die schwersten, aber die saßen. Der Gegner brach in Tränen aus, Alex rührte sich nicht. Bravourös fand er die korrekte Zugfolge zum 6-zügigen Matt! Die Folge: Szenenapplaus von allen und das 2:0! Das muss doch reichen...
Jannes verlor in der Zeit einen Bauern, was aber in der Stellung nicht dramatisch war. Aaron hingegen pflückte erst einen, dann einen zweiten Bauern seiner Gegnerin ab und grinste, sah er doch den Sieg ausgerechnet im Turmendspiel. Und das löste er super, kam dem Ziel immer näher. Dann die Entscheidung an Jannes Brett: Er eroberte durch eine Fesselung eine Figur (gegen einen zweiten Bauern) und bekam spontan ein Remisangebot seines erschreckten Gegners. Jannes Reaktion: "Danke, das nehm ich gern." 2,5:0,5! Der Sieg war unser. Und Aaron sorgte schließlich für die überraschende Tabellenführung nach Runde 2. Er gewann das Endspiel souverän und lernte so wieder einmal in der Praxis, dass Bauern "doch nicht so ganz unwichtig" sind, wenn man sie am Ende noch übrig hat. Dieser kleine Schmunzler am Rande war wohl seine persönliche Erkenntnis des Tages.
Da im anderen Spiel Coswig der USG Chemnitz klar und vor allem schnell mit 0,5:3,5 unterlag, standen alle Teams plötzlich mit 2:2 Mannschaftspunkten da. Unser Team führte mit 4,5 Punkten die Brettwertung an, die Chemnitzer mit je 4,0 dahinter und Coswig mit 3,5 auf Rang 4. Da drohte ein Zielfoto.
Klar war aber auch, dass uns damit ein 2:2 gegen die USG Chemnitz zum Weiterkommen reichen würde. Nach 20 Minuten Pause und viel Lob für die Leistung gegen den CSC mit einem "Weiter so" und "Jetzt noch einmal" ging es ins letzte Spiel gegen den Chemnitzer Bezirksmeister. Schlussfolgerungen aus Überkreuz-Vergleichen verboten sich von selbst. Es ging von Null los. Jetzt spielten alle mit offenem Visier.
Und es begann super: Jannes nutzte sehr früh einen Fehler seines Gegners zum Damengewinn. Alex und Aaron kamen sehr gut aus der Eröffnung heraus. Und Laurin, der Jüngste, diesmal am 1. Brett, gegen den SEM-erfahrenen Valentin Schubert in vermeintlicher Außenseiterrolle? Er bekam seine Lieblingsstellung aufs Brett, rochierte (!) lang weg und blies zum Königsangriff, aber wie! Es krachte auf f2, dann flogen die Türme über die offene g-Linie heran. Kurz darauf skalpierte er die weiße Dame. Laurin spielte fast nur noch im Stehen, schließlich reichen die noch kurzen Arme nicht immer bis ganz nach hinten... So wie er aufstand, sackte der Gegner mehr und mehr in sich zusammen. Körpersprache pur, ein herrliches Bild. Schließlich fand Laurin noch ein Knallbonbon, klaute den letzten weißen Turm und machte kurzen Prozess - 1:0! Alex und Aaron weiter stark. Doch Jannes Gegner meldete plötzlich noch Lebenszeichen, als er eine Springergabel mit Qualitätsgewinn sah. Für Jannes ein wichtiger Weckruf zur rechten Zeit, dass sein Gegner noch nicht die Segel strich. Alex musste in einer für ihn sehr starken Stellung dann doch einmal dem Kraftaufwand und der Hitze im Saal Tribut zollen. Eine kurze Unaufmerksamkeit kostete Turm gegen Läufer. Aber er kämpfte weiter und eroberte dank seines starken Angriffs in der Folge zwei Bauern. Auch sonst sah es gut aus. Aaron beschlagnahmte eine vom Gegner vernachlässigte Figur und kassierte auch noch zwei Bauern ein. Jannis meldete sich eindrucksvoll zurück, gewann schließlich weiter Material (die Dame war zu stark). Es sah super aus. Schließlich war Alex mit den Kräften aber sichtbar am Ende. Das Endspiel mit König, Läufer und drei Bauern gegen König, Turm und einen Bauern war sogar besser für ihn. Aber er hatte sein Pulver verschossen, der Akku war leer und so bot er nach eingeholter Trainererlaubnis angesichts des Mannschaftsstandes und der Situation auf den anderen Brettern Remis an. Die Gegnerin war sichtlich erleichtert und so stand es 1,5:0,5.
Jannes brachte schließlich nach mehr als 90 Minuten Spielzeit auch sein Spiel sicher nach Hause. Aaron, der ebenfalls kräftemäßig nach dieser mehr als 5-stündigen Vorrunde am Ende war und viele Körner in der 2. Runde gelassen hatte, gab in klar gewonnener Stellung remis. Es reichte auch so.
Was folgte, war ein verdientes Siegereis im Chemnitzer Zentrum bei bestem Wetter, viel Freude, großer Stolz auf die Mannschaft (bei Eltern wie beim Trainer) und ein wieder stärker gewordener Teamgeist, der den Kindern immer mehr Prozente an Leistungsvermögen entlockt!
Nun geht's zur Endrunde am 23. Und 24. Juni. Wieder mal ist diese junge Mannschaft Außenseiter, aber genau diese Rolle liegt ihr. Für das Favoritendasein haben wie noch zwei Jahre Zeit.
Sebnitz, wir kommen!
__________________ MfG
Sven Sorge
"Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird." (Winston Churchill)
|
|
29.04.2012 10:21 |
|
Sven Sorge
Admiral
Dabei seit: 12.08.2004
Beiträge: 2471
|
|
|
29.04.2012 10:35 |
|
Sven Sorge
Admiral
Dabei seit: 12.08.2004
Beiträge: 2471
|
|
|
29.04.2012 13:28 |
|
alesig
1. Offizier
Dabei seit: 27.02.2010
Beiträge: 283
|
|
|
29.04.2012 23:29 |
|
VincentPapa
Landei zu Gast an Bord
Dabei seit: 20.09.2007
Beiträge: 1057
|
|
Zitat: |
Original von Tiberiu
Herzlich Glückwunsche für
und 4te Platz
Welche sind genau die Regeln bei gkeiche MP und BP was geht weiter?! |
|
Glückwunsch auch von mir, tolle Leistung von beiden Teams. Das weckt natürlich Erwartungen für diue nächsten Jahre im U10-Bereich
Etwas überrascht bin ich, dass 44min nach Rundenbeginn die Ergebnisse offenbar schon im Portal standen. Wurde wirklich so schnell gespielt?
Zu Tiberius Frage: Hier hilft dir die Jugenspielosdnung weiter (http://www.jugendschachbund-sachsen.de/i..._2011-28-08.pdf)
-
Zitat: |
4.29. Über die Platzierung bei Rundenturnieren entscheiden in dieser Reihenfolge:
1. erzielte Mannschaftspunkte (mehr als 50% der im Wettkampf erzielbaren Punkte = 2 MP, 50% = 1 MP, weniger als 50% = 0 MP)
2. erzielte Brettpunkte
3. Spiel gegeneinander
4. bei Unentschieden die Berliner Wertung des Spieles gegeneinander
5. Berliner Wertung der ersten Hälfte der Bretter
6. Es erhält die Mannschaft den Vorzug, die am ersten Brett Schwarz hatte.
7. Die Entscheidung wird per Los getroffen. |
|
Berliner Wertung bedeutet: Brett 1 bekommt für einen Sieg 4 Punkte, Brett 2 bekommt 3 usw. , Remis muss nicht mitgezählt werden. Hier gewann Turm dank des Sieges am 1. Brett 4:3. Bei Remis an allen Brettern hätten wir gewonnen, weil Niklas am ersten Brett schwarz hatte...Über den Sinn dieser Regel wurde schon häufig diskutiert, ob sie schon mal angewendet werden musste, ist mir nicht bekannt.
Ich persönlich würde bei Punktgleichheit in irgend einer Weise die Vorrundenpunkte mit einfliessen lassen
|
|
24.06.2012 14:04 |
|
|
|
|
|
|
|