9. Internationale U8-Meisterschaft des Schachverbandes Sachsen

25.10.2009

Dreimal vier Punkte für Felix, Tobias und Claudio
Mit Felix Jahn, Tobias Kreicarek und Claudio Romero Hernandez ging in diesem Jahr ein Trio unserer Schulkurse an den Start der 9. Internationalen U8-Meisterschaft des Jugendschachbundes Sachsen, die vom 18. bis 24. Oktober in Sebnitz stattfand. Alle drei sind zwar bereits Vereinsmitglieder, doch gingen sie im Vergleich mit den Spitzenanwärtern mit geringer Turniererfahrung in diese Meisterschaft. Am Anreisetag, dem 1. Turniertag standen nur Anmeldung und die Eröffnung auf dem Programm, so dass man hier noch die Freizeit genoss. Das galt auch für die zum Training mitgereisten 9-jährigen Adrian Zwoch und Friedrich Gütter.
Das Wetter selbst gelobte Besserung, denn zunächst empfingen uns in Sebnitz nur nasskaltes Matschwetter und Nebel. Der Rest des aus den Tagen zuvor gefallene Schnees reichte aber noch für einen ersten Schneemann - oder besser gesagt, einem Schneemännlein, das aufgrund der steigenden Temperaturen am Abend doch schon etwas deprimiert aussah.

Da alle drei in der unteren Tabellenhälfte gesetzt waren, trafen sie am 2. Turniertag in Runde 1 zunächst auf Favoriten. Besonders Claudio hatte dabei sehr gute Chancen, die er aber ungenutzt ließ, da er die Stellungsbilder (noch) nicht kannte. Doch in der Analyse fand er später den Gewinnweg. Für das Match war es zwar zu spät, doch für die Zukunft weiß er es. Schon weitaus besser sah es in der 2. Runde aus. Felix ließ sich nicht überraschen und nutzte konsequent seine Vorteile. Claudio erlag den störenden Ablenkungsversuchen (ob absichtlich oder aus Nervosität soll hier nicht bewertet werden) seines Gegners nicht und holte sicher seinen ersten Punkt.
Tobias, der mit seinen erst 6 Jahren auf seiner ersten großen Auswärtsfahrt doch sichtlich unter Heimweh litt, war noch gar nicht im Turnier. Viele ungewöhnliche Fehler bedeuteten die 2. Niederlage. Somit lagen Felix und Claudio mit je einem Punkt "auf Kurs", für Tobias sollte das Turnier aber noch besser werden.

Am 3. Turniertag in Runde 3 trumpfte zunächst wieder Claudio auf. Er hatte den favorisierten Gegner von Anfang an im Griff und setzte ihn unter Druck. Lohn war ein schöner Sieg mit dem zweiten Punkt im dritten Spiel. Felix hingegen erwischte eines der starken polnischen Mädchen als Gegner. Obwohl sich durchaus Chancen boten, geriet er schnell in Nachteil, verlor den Überblick und somit die Partie. Und Tobi? Mit dem Wissen "Mama kommt nach Sebnitz" stieg nun endlich die Moral und so begann auch für ihn das Turnier von vorn. Mit einem schönen Sieg konnte am Vormittag der erste Punkt ergattert werden. Der "Kampfzwerg" war nun endlich auch im Turnier angekommen.
Der Nachmittag war spielfrei. Während Tobias Mama - am Mittag sehnsüchtig erwartet angereist - mit dem Kampfzwerg und Felix zum Minigolf wollte, zog es Claudio, Adrian und Friedrich ins Neustädter Freizeitbad Monte Mare mit Riesenrutsche, Wellenbad und "Suppentopf". Da die Minigolfanlage wegen des Schneefalls noch geschlossen hatte entschieden sich Felix und Tobias spontan für den Urzeitpark in Sebnitz.

Der 4. Turniertag bescherte dann wieder eine Doppelrunde. Tobias startete durch und gewann gleich sein zweites Spiel in Folge. Claudio hatte es mit einem Gegner der 4-stelligen DWZ-Bereiche zu tun und erarbeitete sich wieder eine beachtliche Stellung. Doch der Döllnitzer Spieler, der bereits zum 2. Mal in Sebnitz dabei war, erwies sich als abgeklärter und zwang Claudio zu Fehlern. Einen schwachen Start in den Tag erwischte Felix mit einer doch eher enttäuschenden Leistung. Viel zu schnell spielte er seine Züge herunter und verlor folgerichtig.
Am Nachmittag machte er es dann in der 5. Runde besser. Er nahm die Kritiken an, spielte langsamer und schon klappte es mit dem Sieg. Dieser schien auch Claudio zu gelingen, denn anfänglich sah es gut aus. Doch dann leistete er sich auch erstmalig einige Blackouts und verlor. Da auch Tobias trotz guter Vorbereitung und aussichtsreicher Stellung nach zwei Siegen in Folge erst einmal gestoppt wurde, lagen alle drei nach 5 Runden bei zwei Punkten.

Furios dann der 5. Turniertag, an dem wieder nur eine Runde auf dem Programm stand. Bereits nach 30 Minuten gab es einen Hattrick. Alle drei nutzten auf fast die gleiche Art und Weise die Fehler der Gegner aus, rissen deren Königsstellung auf und setzten fast synchron mit Dame und Läufer Matt! Selten hat eine Vorbereitung am Vorabend über bekannte Schwächen der Gegner so schnell zum Erfolg geführt. Da es zum Mittagessen noch viel Zeit war, gingen wir mit allen fünf Kindern zur - nun endlich vom Schneematsch geräumten - Minigolfbahn. Hier gewann der Jüngste: Tobias wurde mit 75 Schlägen Erster vor Adrian (86), Friedrich (88), Felix (90) und Claudio (94).
Am Nachmittag stand dann Freizeit und Erholung satt auf dem Programm. Bei Brettspielen wie "Zug um Zug" konnte man sich Wege versperren. Bei "Niagara" erwies Claudio seine Fähigkeiten als Flusspirat und beklaute liebend gern die Boote der ehrlichen Edelsteinsammler, getreu dem Motto: "Ich bek(c)lau di o" ;-). Als alle Züge gebaut und die Schiffe entweder erfolgreich Edelsteine heim brachten bzw. in den Niagara-Wasserfällen abstürzten, ging es dann auf "große Auslandsfahrt". Gleich hinter dem Sebnitzer Grenzübergang nach Tschechien fanden wir ein gemütliches Restaurant mit großen Eisbechern und - viel wichtiger noch - Kaffee für die Erwachsenen...

Der 6. Turniertag, der wieder eine Doppelrunde bereithielt, begann aber ernüchternd. Entgegen des Vortags mussten alle drei eine Niederlage hinnehmen. So langsam schienen die Kräfte doch auszugehen. Am Nachmittag gab es dann sogar noch ein internes Duell, denn Claudio und Felix mussten gegeneinander antreten. Tobias hatte eines der stärksten Mädchen im Turnierfeld als Gegner, ein undankbares Los. Alle drei spielten aber sehr lang und konzentriert. Natürlich stand das interne Duell zwischen Felix und Claudio im Blickpunkt. Denn nicht Felix sondern Claudio erspielte sich souverän Vorteile und hatte allerbeste Siegchancen. Doch wie so oft in diesem Alter und nach einer solch langen Turnierphase kommt es anders... Claudio übersah eine Mattdrohung und verlor in klar besserer Stellung. Da auch Tobias unterlag, war nach acht Runden nun Felix mit 4 Punkten unser Bestplatzierter vor der letzten Runde.

Am 7. und letzten Turniertag stand nur noch die 9. und somit letzte Runde auf dem Plan. Felix war hier urch einen großen Fehler leider frühzeitig in Nachteil geraten, den er nicht mehr abwehren konnte. Umso konzentrierte noch einmal Claudio, der zum Abschluss ein tolles Spiel ablieferte und verdient gewann. Tobias sorgte dann für die aufregendste Partie zur letzten Runde. Obwohl er vor dem Frühstück noch bestens die gelernte Vorbereitung vom Vorabend im Kopf hatte, war er im Spiel selbst etwas von der Rolle. Auch sein - mehrfach vom Schiedsrichter ermahnter Gegner (es war derselbe, der auch schon gegen Claudio mit Störfaktoren negativ auffiel) - versuchte mit Tricks wie permanentem Ansprechen oder Schiedsrichter rufen bis hin zum Wegnehmen von Tobias Partieformular während er am Zug war, zu stören und Tobi zu beeinflussen. Es gelang ihm zwar, ihn so zu vielen Fehlern zu provozieren, doch am Ende entscheidet nun mal eine Schachpartie der letzte große Fehler. Und diesen beging der kleine "Nervtöter" letztlich selbst, weil er sich ebenso aus der Partie brachte. Eine gerechte Strafe, möchte man meinen. Tobias war's egal. Er nahm den Punkt gern noch mit und somit kam auch er auf 4 Punkte.
Zur Siegerehrung gab es dann für jedes Kind wieder eine Teilnahmeurkunde, einen attraktiven Sachpreis und einen USB-Stick mit allen wichtigen Informationen rund um das Turnier. Eine Gabe, die zwar gut gemeint war, aber die kleinen Erinnerungspokale der letzten Jahre wurden doch sehr vermisst, so dass der JSBS hierbei wieder umdenken sollte.

Fazit: 50%, also 4,5 Punkte aus 9 Runden, hieß das sehr ehrgeizige Ziel, das zwar letztlich von allen drei ganz knapp verpasst wurde, doch angesichts des starken Teilnehmerfelde stellen 4 Punkte eine sehr respektable Leistung dar.. Bedenkt man zudem noch Tobias Heimweh bedingten Fehlstart und die wirklich großartigen Partien (auch die verlorenen) von Claudio gegen teilweise sehr gute Konkurrenz, stellt sich das Ergebnis sehr zufriedenstellend dar. Felix blieb angesichts seiner Turniererfahrung das eine oder andere Glanzlicht schuldig, denn er kann definitiv mehr.
Doch er hat wie auch Tobias im nächsten Jahr noch einmal die Chance zur Teilnahme, während Claudio dann altersbedingt nur die Trainingsrolle bliebe, wie diesmal Adrian und Friedrich. Auch diese beiden haben Aufgaben während der Spielrunden und die Analysen dazu genutzt, ihr Wissen zu erweitern und Fortschritte zu erzielen. So fuhren am Ende auch alle zufrieden und vor allem gesund nach Hause.
Fest steht jedenfalls, dass wir auch 2010 wieder kommen werden. Sebnitz war ein Erlebnis, auch wenn es uns Betreuern doch so manchen Nerv geraubt hat...

Den Endstand, alle Ergebnisse, Partien, viele Fotos und Informationen findet man auf der Homepage des Jugendschachbundes Sachsen. Unser Vorbericht zu diesem Turnier bleibt ebenso online.


28.10.2009

Mittlerweile wurde auch das Webalbum online gestellt.


Sven Sorge